Renate Specht verlebte ihre Kinder- und Jugendjahre in Weimar. Ihre musikbegeisterte Mutter begann schon früh mit dem Klavierunterricht. An der Musikhochschule studierte sie Cello bei Eduard Rosé* und Gesang bei Ks. Jenny Fleischer-Alt**. 1925 begann sie ihre Bühnenlaufbahn als Volontärin am Nationaltheater Weimar. Dort sang sie 1926 bei den Siegfried-Wagner-Festspielen ihre erste große Partie, die Lene Fröhlich in "Der Bärenhäuter", unter der Leitung des Komponisten. 1928/29 ging sie ins erste Fachengagement an das Stadttheater Würzburg (Debüt als Giulietta in "Hoffmanns Erzählungen"), wo sie ihren späteren Ehemann, Kapellmeister Ewald Lengstorf*** kennenlernte. 1929/30 kam sie an das Stadttheater Hagen / Westfalen. Nachdem sie dort 1931 einen überregional beachteten Erfolg als Madame Butterfly erzielt hatte, erhielt sie die Einladung, für die erkrankte Jarmila Novotna diese Partie an der Kroll-Oper in Berlin zu singen. Die dortige, für die Zeit Aufsehen erregende Inszenierung von Hans Curjel (Ausstattung: László Moholy-Nagy) ist in die Aufführungsgeschichte dieser Oper eingegangen. 1931/32 wechselte Renate Specht an das Opernhaus Essen, wo ihr Gatte als Generalmusikdirektor wirkte. 1932/33 bis 1934/35 gehörte sie zum Ensemble des Neuen Theaters in Leipzig. Nach Gastspielen in Königsberg (Sieglinde), Stettin (Eva), Weimar (Aida, Tosca) und an der Staatsoper Stuttgart (Aida) wurde sie von Dr. Georg Hartmann an das Stadttheater Dortmund engagiert. Ihre Antrittspartie war die Tosca an der Seite von Georges Baklanoff als Scarpia. Aus ihrem Dortmunder Wirken ragen einige Partien ganz besonders hervor: In der Erstaufführung war sie die "Arabella" von Strauss, in der Deutschen Erstaufführung die "Gloria" von Cilea. Unter der musikalischen Leitung des Komponisten war sie in der Erstaufführung die "Francesca da Rimini" von Zandonai, in der Uraufführung der Oper "Wera" von Ernst Schiffmann sang sie die Titelpartie. Bedeutsam auch ein Liederabend mit Hans Pfitzner am Klavier und nicht zuletzt die letzte Neuinszenierung der "Salome" im Dülfer'schen Haus. 1943/44 wechselte Renate Specht noch einmal nach Essen, wo sie mit der Brünnhilde in "Die Walküre" (unter GMD Gustav König) das hochdramatische Fach betreten wollte. Zur Aufführung kam es nicht mehr, da das Opernhaus bei Bombenangriffen zerstört wurde.
Gastspiele führten die Sängerin unter anderem an die Staatsoper (Troubadour-Leonore) und Volksoper (Butterfly) in Berlin, an das Staatstheater Braunschweig (Ariadne - Der junge Rudolf Schock sang seinen ersten Bacchus), an die Staatsoper Dresden (unter Robert Heger), nach Duisburg (Aida), Düsseldorf (Marschallin, Aida), an das Staatstheater Kassel (Senta unter Heger), nach Frankfurt/Main (Rosalinde), Hannover (Rosalinde unter Kurt Eichhorn - Peter Anders sang den Alfred), an die Finnische Nationaloper in Helsinki (Carmen, Butterfly), nach Köln (Tosca), Meiningen (Agathe) und Trier (Figaro-Gräfin, Tosca).
Renate Specht gehört zu der Sänger-Generation, deren Laufbahn durch den 2. Weltkrieg empfindlich gestört oder sogar beendet wurde. Nach Kriegsende konnte sie sich nicht zur Wiederaufnahme ihrer Laufbahn entschließen und ist nur noch in einem Opernkonzert des Bayerischen Rundfunks und 1947 als 1. Dame in der "Zauberflöte" in Dortmund aufgetreten. Sie wirkte als Pädagogin in München, Starnberg und am Dortmunder Konservatorium und zog sich schließlich nach Bad Liebenzell zurück.
Von den Bühnenpartien der Künstlerin, die auch als Konzert- und Liedsängerin angesehen war, sind noch hervor zu heben: die Schicksals-Leonora, Elisabeth (Don Carlos), Nedda im italienischen Fach, die Rezia (Oberon), Marta (Tiefland) im deutschen Fach, die Dorabella im Mozart-Fach, Christine (Intermezzo), Octavian im Strauss-Fach, Elsa, Tannhäuser-Elisabeth im Wagner-Fach und die Tatjana (Eugen Onegin).
Die raren Tondokumente der Sängerin existieren leider nicht mehr (Teilübertragung "Gloria" aus Dortmund durch den damaligen Reichssender Köln, Teilübertragung "Macht des Schicksals" aus Essen durch den damaligen Reichssender Frankfurt/M., Opernkonzert des Bayerischen Rundfunks).